Geschichte - Sommer 2014

so, erst mal n Kommentar von mir
..also, ich sag schon mal, es geht um Tokio Hotel, wem es nicht gefällt, muss es nicht lesen


Text-Art: Fanfiction
Text-Form: Buch
Rubrik: Tokio Hotel
Genre: Romantik / Drama
Alterskennzeichnung: Ab 16
Text-Titel: Sommer 2014
Text-Beschreibung:
…wenn sich zwei Menschen über alles lieben, aber ihre Liebe keine Chance hat, versucht man dann, andere Wege zu finden..?


Personen:

Bill: 24 Jahre (01.09.), Kansas City, Kansas USA, Ford Mustang (schwarz)
Maria: 23 Jahre (19.08.), Haare: schwarz, hinten rosa Strähnen, Krefeld, Deutschland, VW Polo (grün)







Kapitel 1
Einleitung

Kansas, USA, Sommer 2014

Es ist ein heißer Tag, selten. Sonst ist es immer weniger warm, aber trotzdem noch ausreichend, um es unangenehm zu finden. Am Horizont flackert das Licht der Sonne als würde die Atmosphäre verglühen. Der Highway führt immer geradeaus.


Ich versuche mich auf das Fahren zu konzentrieren, aber mein Blick schweift ab. Am Straßenrand ist nichts, nur abgestorbene Pflanzen und Sand soweit das Auge reicht.

Ich bin jetzt 24 Jahre alt, bin seit damals nicht mehr gewachsen, meine Haare sind kürzer und schwarz. Mein Pony hängt immer noch wie damals in mein Gesicht. Er überdeckt jetzt mein rechtes Auge.

Ich war mit meinem Bruder in Kansas City, wo wir jetzt leben und hoffen, dass uns hier niemand findet. Der Kontakt zu Freunden und Familie ist zwar regelmäßig, aber sehen können wir uns trotzdem nur selten.

Damals hab ich Fehler gemacht, die andere als Fehler ansehen, aber ich betrachte es als Schicksal. Außerdem ist es mir egal geworden, was andere denken. Ich handle so, wie ich es will.

Damals …
Ich denke an damals und beiße mir auf die Unterlippe, um mich weiter konzentrieren zu können. Bilder in meinem Kopf, die mich verrückt machen. Sie machen mir Vorwürfe, die anderen, denen ich damals alles sagen konnte. Ich hoffte auf Unterstützung, aber traf auf Ablehnung. Akzeptanz war nicht zu spüren. Auch nicht gegenüber meinem Bruder. Bei ihm war von Anfang an klar, dass er der Weiberheld war und ich der zurückhaltende Single auf der Suche nach der großen Liebe. Fast jeden Tag sah ich ihn mit einem anderen Mädchen flirten. Ich konnte das nicht verstehen. Wieso sagte David bei ihm nichts, aber ich musste verzichten? Wegen den Fans? Klar, ich wollte niemand verletzen, wenn ich plötzlich eine Freundin hätte, aber ich wollte auch glücklich werden.

Dann machte ich das, was andere als Fehler ansehen. Ich ließ mich mit einem Mädchen ein. Was heißt einlassen, ich unterhielt mich mal mit ihr. Sie fiel mir auf der Straße auf. Sie war so ganz anders, als die anderen. Sie war still. Ich sah sie jedes Mal und überall. Ich glaub, sie reiste mir hinterher. Aber nicht, um mit mir Kontakt aufzunehmen, sondern nur um mich zu sehen. Ich wusste nicht, ob mir das Angst machen sollte oder ich mit ihr reden sollte.

Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag, an dem ich das erste und letzte Mal mit ihr sprach …





Kapitel 2
Erstes und letztes Mal …

Wie schon mehrere Male zuvor stand dieses Mädchen wieder vor dem Hotel. Ich schaue nur durch die Vorhänge zu ihr und werde von Tom ertappt, der plötzlich ins Zimmer kommt. Wahrscheinlich schon fertig mit einem Mädel. Blöd für ihn, dass er diesmal mit mir in einem Zimmer ist, dann kann er sie nicht mit rauf bringen. Ich grinse schadenfroh in mich hinein. Es interessiert mich schon eine Weile nicht mehr, mit wem Tom was macht, weil es ja doch nichts dran ändert, dass ich immer single bleiben werde. Ich bemitleide mich auch nicht mehr, hab mich damit abgefunden. Das ist nun mal der Preis, den ich zahlen muss, wenn ich berühmt bin.
„Was gab es denn da zu sehen“, fragt Tom mich neugierig. Ich sage nichts. Er geht zum Fenster und schaut durch die Vorhänge: „Kennst du die?“ „Wen?“, frage ich. „Na, das süße Mädel, was da unten vorm Hotel steht.“ „Nö“, lüge ich. „Achso, ich dachte schon… hätte ja sein können, weil die uns oft beobachtet.“ Scheiße, es ist ihm also doch aufgefallen, aber ich sage nur: „Mir egal, hauptsache, die ist kein Stalker.“ „Mhm…“, Tom geht wieder …

Na endlich, hoffe der bleibt noch lange weg. Ich gehe wieder zum Fenster und schaue raus. Sie steht noch da. Aber plötzlich rennt sie weg. Da kommt jemand vom Eingang des Hotels in ihre Richtung. Dann schaut die Person nach oben zum Fenster. Ich erschrecke… Du..wie kannst du nur? Du willst auch wirklich jede haben …

Ich laufe raus, vergesse fast meine Schlüsselkarte. Im Fourier läuft mir Tom über den Weg. Am liebsten würd ich ihm eine verpassen, aber dann krieg ich wieder Ärger. Ich laufe aus dem Hotel auf die Straße. Sie ist wirklich weg.

Ich überlege, in welche Richtung sie gelaufen sein könnte. Ja, nach links …
Ich gehe ein Stück in die Richtung und entdecke einen Schatten, die Umrisse könnten von einer Person sein. Als ich näher komme, verschwindet die Person weiter hinter der Hauswand. Ich bekomme Herzrasen, habe Angst. Niemand kann mir sagen, ob die Person wirklich das Mädchen ist. Ich gehe auf die gegenüber liegende Straßenseite, aber ein Stück weiter, um in die Gasse sehen zu können. Es ist so dunkel dort, dass ich nichts sehen kann. Mein Herzrasen wird immer schlimmer und mir ist kalt. Ich bekomme kein Wort raus, aber ich will etwas sagen: „Ha..hallo..?“ Nichts… Konnte ich mir denken. Ich fasse allen Mut zusammen und gehe über die Straße und frage wieder: „Ist da jemand?“ Wieder nichts… Ich bleibe ruhig stehen und warte. Es ist still …

Es ist so still, dass ich mein Herz schlagen höre. Ich atme langsam und versuche mich zu beruhigen. Nach ein paar Minuten gelingt es mir.

Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt schon hier stehe, aber bestimmt schon zwei Stunden. Das gibt es doch nicht. Irgendwann muss die Person doch mal raus kommen. Ich überlege mir eine andere Strategie. Vielleicht sollte ich einfach wieder gehen. Das mache ich dann auch.

Ich gehe Richtung Hoteleingang. Da höre ich ein Geräusch, drehe mich um. Sie steht da, im Licht der Laterne. Alles um sie herum wird dunkel und sie steht im Licht. Ich sage nichts und sie sagt nichts. Sehen uns nur an. Sie hat blondes Haar, gefärbt. Braune Augen. Sie ist wunderschön, kann man kaum beschreiben. Ich bekomme wieder Herzrasen. Mein Kopf ist leer. Sie sieht mich schüchtern an. Ich glaube, wir verstehen uns auch ohne Worte, aber ich möchte etwas sagen. Darum frag ich: „Wie heißt du?“ „Ria..äh Maria.“ Sie wird rot und mir wird warm ums Herz: „Schöner Name.“ Sie lächelt verlegen. Ich sage nichts, gehe einfach ein Stück. Sie folgt mir, das kann ich spüren. Ich setz mich ein paar Meter weiter auf eine Bank. Maria setzt sich schweigend und schüchtern neben mich.

Es ist schön, wenn sie neben mir sitzt. Wir reden zurückhaltend über uns. Ich erfahre, dass sie Grützel nicht ausstehen kann. Sind ihr zu laut und aufdringlich, deswegen hält sie sich im Hintergrund. Ihr ist egal, dass ich berühmt bin. Und sie hat keinen Kontakt mit mir aufgenommen, weil sie so schüchtern ist und sich dachte, dass sie an mich sowieso nicht ran kommt. Maria kommt aus Krefeld und ist 19 Jahre alt. Wir reden noch lange, fast die ganze Nacht durch. Als es dann hell wird, muss ich gehen. Es fällt mir schwer, aber ich bin optimistisch, denn ich weiß, dass sie ja immer ganz in meiner Nähe ist. Ich umarme sie schüchtern. Mein Herz rast wieder. Dann muss ich gehen.

Als ich im Hotel ankam, war Tom schon wieder auf den Beinen: „Ey, wo warst du? Ach egal, wir müssen dann los.“ Ich denke daran, dass er doch ganz genau weiß, wo ich war. Und dass er Maria nicht bekommen wird.

Wenig später stehen alle im Fourier und warten nur noch auf mich. David fährt mich gleich wieder an: „Wir müssen uns noch unterhalten.“ Oh man, kann der mich nicht einfach mal in Ruhe lassen.

Wir gehen raus. Ich will gerade in den Van einsteigen, da sehe ich ein grünes Auto mit KR auf dem Nummernschild. KR? Kr..Kra..Kre..Krefeld..? Ich überlege. Das kann nur Maria sein. Ich lächle, dann schiebt mich David energisch ins Auto. Die Fahrt geht los. Ich schaue aus dem Fenster nach hinten. Der kleine VW Polo fährt auch los. Ich lächle wieder und drehe mich um. Da blicke ich in die Augen von David, der mich von vorne über den Sitz ansieht. Ich erschrecke, aber tue so, als wäre nichts gewesen.

Als wir im nächsten Hotel einchecken, nimmt mich David dann zur Seite. Wir gehen ins Zimmer. Tom hatte wieder das gleiche Zimmer, aber er sollte draußen warten. Dann fährt mich David an: „Sag mal, geht’s noch? Du weißt ganz genau, dass du das nicht darfst!“ „Was denn?“, ich weiß nicht, was er meint. „Tu nicht so, ich rede von der Tussi, über die du dich so offensichtlich freust!“, keift er. Scheiße … Er befiehlt: „Du wirst sie nie wieder treffen. Wenn du das noch einmal tust, wird das Konsequenzen haben!“ Nachdem er mir das sagte, war ich so fertig. David lässt Tom rein, der vor sich hin sagt: „Selbst Schuld…“ „Was? Ist das etwa dein Werk?“ Tom schweigt. Ich rede den ganzen Abend kein Wort mehr mit Tom.





Kapitel 3
Ria..Maria

Damals…
Da schwieg ich, weil mich mein eigener Bruder verraten hatte. Die nächsten Tage war ich nur still. Bei Konzerten singen und mit den Fans sprechen war das einzige, was ich tat. Maria war auch immer da. Aber David auch und er beobachtete mich bei allem, was ich tat. Ich hatte Angst, zu Maria zu sehen. Was würde wohl geschehen, wenn ich das täte.

Dann wurde ich krank, hab kaum gegessen. Zwei Wochen lag ich komplett flach. Selbst als ich wieder gesund war, wurde nichts besser. Das spürten auch die Fans. Ich zeigte mich kaum noch der Öffentlichkeit. Das passte denen wahrscheinlich nicht, denn die Konzerte waren schlecht besucht, es kam kein Geld mehr rein. Mit dem Verkauf von Tickets, CDs und so weiter.

Nach einiger Zeit nahm mich David wieder zur Seite und sagte mir, wie es weiter gehen sollte … Ohne ihn und ohne Tokio Hotel … Kündigung …

Ria..Maria..du fehlst..
In meinem schwarzen Ford Mustang entferne ich mich immer weiter von Kansas City, von Tom und meinem Wohnort. Ich hatte mich wieder an alles erinnert, was geschehen war und mich mit Tom gestritten. Dann bin ich gegangen … Ich habe so viele Bilder in meinem Kopf, hauptsächlich Ria, wie sie da steht und mich ansieht mit ihren braunen Augen, in denen man versinken könnte. In meinen Gedanken dreht sie sich von mir weg und entfernt sich immer weiter. Ich umfasse das Lenkrad fester und gebe Gas. Aber unbewusst. Eher aus dem Gefühl heraus, Ria zu verlieren. Sie ist jetzt 23 Jahre alt, mehr weiß ich von ihr nicht. Ich hab sie nie wieder gesehen, seit der Auflösung von Tokio Hotel. Ich hab es auch irgendwann aufgegeben, sie jemals wieder zu sehen. Und erst recht, als Tom und ich nach Kansas City gezogen sind. Aber ich hab mir geschworen, irgendwann werde ich in Krefeld sein und Ria wieder sehen.

Ich fahre immer schneller, bis ich nicht mehr schneller kann. Der Horizont kommt näher. Ich erschrecke schon fast, als plötzlich mein Handy klingelt. Es ist Tom. Ich gehe ran. „Bill? Hier ist Tom. Ich, also..ich hab nachgedacht.. Damals, das war scheiße von mir.. Und ich möchte das wieder gut machen.. Es tut mir Leid, komm wieder zurück..“ Ich sage nur hm und lege auf. Langsam lasse ich meinen Wagen an Geschwindigkeit verlieren, wende dann und fahre wieder zurück. Ich hoffe nur, Tom weiß, wie er das wieder gut machen kann.

Erst spät in der Nacht komme ich an. Im Haus brennt noch Licht. Ich gehe rein. Da sitzt Tom und wartet schon auf mich: „Ich hab eine Überraschung für dich. Nächste Woche. Wir fliegen nach Deutschland.“ Deutschland? Was hat das damit zu tun, dass er was wieder gut zu machen hat? Naja, er wird schon wissen, was er tut. „Ok, aber jetzt bin ich müde.“ Ich gehe ins Bett, aber kann noch nicht schlafen, überlege noch, was es damit auf sich hat, nach Deutschland zu fliegen. Meine Müdigkeit war dann jedoch stärker und ich schlief ein.

Ria..Maria..Du fehlst mir so … Wieso kann das niemand verstehen? Ich glaub, ich liebe dich. Ich sah dich das erste Mal und ich wusste, es war Liebe auf den ersten Blick, auch wenn ich es erst nicht bemerkte. So viele Fans, aber nur du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Ria, wenn ich dich wieder sehe, versuch ich dir das zu sagen. Noch bevor ich dich wieder aus den Augen verliere. Ich kann nur hoffen, du fühlst genauso …





Kapitel 4
Heimatland Deutschland

Die Tage vergehen diesmal nur langsam. Für mich ist es ein unerträgliches Warten auf Klarheit.


Ich wache auf und schau zum Fenster raus. Weiße Wolken. Darüber die Sonne. Die Erde scheint über den Wolken so weit weg. Früher saßen wir oft im Flugzeug, da war das normal geworden. Tom sitzt neben mir und hört Musik. Mal nicht am Fenster. Als wir einstiegen, hatte er darauf verzichtet, am Fenster sitzen zu wollen. Ich tippe ihn an, er nimmt die Kopfhörer ab: „Ach, du bist wach?“ Ich nicke. „Das ist gut, wir sind nämlich fast da. Du hast lange geschlafen.“ Ich bin verwundert. Lange? Sonst konnte ich die letzten Tage kaum schlafen.

Eine Weile noch …
Wir steigen aus. Es ist hier frischer als in den USA, aber nur ein bisschen. Es ist ja Sommer. Jetzt weiß ich endlich, wo wir sind. Hamburg.

Vor dem Flughafen steigen wir in ein Taxi und fahren zu Mum und Dad. Was, Mum? Sie wohnen immer noch in Hamburg. Letztens hab ich auf meinem Handy gesehen, dass jemand Mums Nummer gewählt hat. Da ich es nicht war, konnte es nur Tom gewesen sein, aber ich wusste nicht, was er mit ihr geredet haben könnte. Jetzt kann ich es mir denken. Er wollte bestimmt sagen, dass wir zu Besuch kommen. Das macht mich zwar glücklich, aber nicht sooo glücklich.

Wir kommen auf dem Grundstück an, steigen aus und sehen uns um. Es wirkt alles so vertraut, denn es hat sich nichts verändert. Nur wenige Momente später kommen Mum und Dad mit den Hunden um die Ecke. Sie freuen sich alle. Wir begrüßen uns herzlich und gehen in die Wohnung. Unsere Unterhaltung dauert lange, bis es dunkel wird. Dann bin ich kurz allein. Die anderen unterhalten sich nebenan, aber ich kann nichts davon verstehen.

Ich frage mich wieder, was Tom vor hat. Bis zu meinem Geburtstag ist es doch noch eine Weile hin. Ich lächle in mich hinein. Deutschland, mein Heimatland. Ich bin wieder hier. Aber etwas fehlt … Ich fühl mich allein. Der Besuch bei den Eltern kann nicht alles gewesen sein. Warum sollte sich Tom sonst ohne mich mit ihnen nebenan unterhalten wollen? Ich versteh das alles nicht.

Eine Weile muss ich noch warten, dann kommen sie wieder rein. Ich kann die Gesichtsausdrücke nicht richtig deuten. Freude, Trauer? Etwas von beidem.

Es ist schon spät. Wir gehen schlafen, leider auf der Couch. Tom schläft schnell ein, aber ich liege noch wach. Ich denke noch nach. Was soll das alles? Wieso sind wir hier? Was hat Tom vor? Ich versteh es nicht.





Kapitel 5
Du fehlst

Ich öffne meine Augen, bin aufgewacht. Es ist noch dunkel, aber wird bald hell. Ich kann nicht mehr schlafen und stehe auf. Dann ziehe ich mir was an. Ich will grad raus gehen, als mir einer der Hunde im Flur entgegen kommt. Er guckt mich an und will anscheinend mit kommen. Na gut, ist vielleicht auch besser so. Ich leine ihn an und wir gehen gemeinsam raus.

Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich zu viel über alles nachdenke und dadurch nicht schlafen kann. Ich denke in letzter Zeit ja sowieso viel nach, aber nur über eine Person. Maria. Wie mag es ihr wohl gehen. Irgendwie hoffe ich nicht, dass sie mich so sehr vermisst, wie ich sie, denn dann wäre sie unglücklich und das will ich nicht. Es macht mich traurig, nicht zu wissen, wie es ihr geht.

Der Spaziergang ist schnell beendet. Als ich zur Haustür rein komme, steht da plötzlich Tom. Vollständig angezogen. Hä, wie konnte er sich so schnell anziehen? „Wo warst? Ich wollte dich eigentlich nach dem Aufstehen wecken, aber du warst ja schon nicht mehr da, als ich wach wurde“, mäckert er: „Aber ist ja auch egal. Mach dich schick, wir haben heute etwas vor.“ Also jetzt versteh ich gar nichts mehr, aber ich mache, was er verlangt. Nach fast zwei Stunden bin ich dann endlich fertig. Nun hab ich mich schon hergerichtet, dann sollte es auch was großartiges sein, was er vorhat. Ich komme zur Tür raus. Tom telefoniert, aber leise. Ich kann kaum etwas verstehen: „…machen das…toll…ich weiß…“ Häää? Ich versteh nur Bahnhof. Was machen? Och man! Jetzt hat er mich bemerkt und beendet das Gespräch.

Tom kommt zu mir und guckt mich an: „Du hast lange gebraucht, aber dafür sieht es gut aus.“ Was hat der nur vor? Plötzlich fährt der Wagen unserer Eltern vor. Ein weißer VW Golf. Mum steigt aus und überreicht Tom den Schlüssel: „Aber pass gut drauf auf.“ „Mach ich“, antwortet Tom. Er bittet mich, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen und steigt ein. Ich setze mich und schließe die Tür hinter mir wieder. Tom guckt mich an und lächelt: „Hast du eine Idee, wo wir jetzt hin fahren?“ Ich schau ihn nur verwundert an. Er sagt nichts und fährt los. Ich beobachte ihn. Es geht Richtung Autobahn. Richtung Hannover. Als wir Hannover hinter und gelassen haben, geht es Richtung Dortmund. Danach Richtung Krefeld.

Ich schaue aus dem Fenster, blicke in den Himmel. Es sind kaum Wolken zu sehen. Wieder denke ich nach. Jetzt sind wir schon fast vier Stunden unterwegs und Tom hat mir noch nicht gesagt, wo es nun genau hin geht.

Moment mal … Krefeld?
Wir sind schon an der Abfahrt! Jetzt wird mir alles klar. Tom ist klasse!! Aber ich versuche mich nicht zu früh zu freuen. Wir sind jetzt in Krefeld, genauer gesagt am Hauptbahnhof. Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein Etap Hotel. Das kann ich noch erkennen, bevor Tom einen Parkplatz sucht.

Wir steigen aus und gehen Richtung Hotel. Ich weiß nicht, was mich erwartet. Mein Herz rast und ich zittere. Ich sehe mich um. Hier stehen viele Autos, auch grüne … Aber das Auto, was ich sehen will, scheint nicht da zu sein. Wir gehen ins Hotel. Tom bittet mich, kurz zu warten. Er geht zur Rezeption und lässt sich eine Schlüsselkarte aushändigen, dann kommt er zu mir. Tom gibt mir die Karte: „Deine Überraschung ist auf dem Zimmer.“ Das macht mein Herzrasen nicht besser. Ich ringe jetzt schon nach Luft, dabei ist noch gar nicht viel passiert. „Ich werde hier warten, was essen, wie auch immer. Ruf mich an, wenn was ist“, sagt Tom noch und gibt mir einen Schubs Richtung Aufzug.

Na gut. Ich kann mich zwar kaum bewegen, aber los geht’s … Ich mache mich auf den Weg zum Zimmer. Als ich dann davorstehe, stockt mir endgültig der Atem. Ich musste so lange warten und dann soll es einfach so soweit sein. So lange hat ein Teil von mir gefehlt. Oh man, jetzt bloß nicht heulen. Das macht alles kaputt … Ich öffne die Tür … endlich …





Kapitel 6
Der Brief

Oh Gott. Ich gehe rein, leise und schüchtern. Schließe die Tür hinter mir. Ich gehe weiter, am Bad vorbei. Auf der Ablage kann ich Schminkzeug entdecken. Mein Herz rast wieder. Ich gehe weiter. Das Zimmer ist sehr schlicht eingerichtet, fast schon langweilig. Es ist still, niemand da. Da ist ein roter Umschlag. Ich hab irgendwie Angst. Ich gehe zum Bett, nehme den Umschlag in die Hand und setze mich auf das Bett. Ich öffne den Umschlag. Darin ist ein weißes, beschriebenes Blatt Papier. Ich lese den Brief:

Bill..?
Es ist viel Zeit vergangen …seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.
Sehr viel Zeit …
Aber ich werde dir erzählen, wie es dazu kommt, dass du jetzt diesen Brief liest …
Tom hat mich angerufen. Ich hab mich erst gewundert, dass er meine Nummer hat, aber das ist nebensächlich. Er hat gemeint, es würde dir nicht gut gehen. Ich würde dir fehlen. Und dann haben wir dir zuliebe dieses Treffen vereinbart.
Ich dachte erst, du hast mich vergessen, aber als er mich anrief, wusste ich, dass es nicht der Fall ist.
Du hast mir auch gefehlt …
Und ich bin froh, dass wir uns heute endlich wiedersehen.
Zudem möchte ich dich bitten, wieder zu Tom zu gehen, wenn du fertig mit Lesen bist. Er wird dir weitere Fragen beantworten.
Gut, bis später …
Liebe Grüße, Maria!

Diese Zeilen, es ist als ob Maria persönlich mit mir gesprochen hätte. Meine Gedanken kreisen um sie. Achso, Tom. Ich soll ja zu ihm. Das mach ich jetzt auch. Ich verlasse das Zimmer wieder und gehe zu Tom. Er sieht mich erst mal nur an und ich ihn auch. Aber dann muss ich ihn einfach umarmen: „Danke. Ich hab dich so lieb.“ Er hält mich fest: „Hast du Fragen?“ „Nein“, antworte ich. „Dann muss ich dir sagen, wie es jetzt weiter geht.“ Hm? Ist doch ganz klar, ich gehe wieder rauf und da wartet Maria auf mich. Und ich hatte Recht. Genau das wollte Tom sagen. Ich lächle ihn an und will wieder gehen, aber er hält mich noch fest: „Ähm, gib ihr aber noch 10min.“ Hm, was bleibt mir schon anderes übrig. Ich warte, aber laufe unruhig hin und her. Wie lange 10min doch sein können …

 
 
 


Kapitel 7
Das war wohl nichts

Aber dann ist es endlich soweit …
Ich gehe wieder rauf. Jetzt ist es noch schlimmer, das Zimmer zu betreten, weil Maria ja dieses Mal garantiert da ist. Ich schließe die Tür hinter mir. Es ist wieder still, aber es fühlt sich anders an. Ich gehe weiter … Da sitzt sie … Ich kann mich nicht mehr bewegen. Oh man, reiß dich zusammen! Sie lächelt, oh Gott. Mein Herz macht einen Satz, als würde es mir aus der Brust springen wollen und in ihre Arme. Ich bekomme kein Wort raus. Da wo sie sitzt, auf dem Bett, zeigt sie mit der Hand neben sich, indem sie die Bettdecke reibt. Ich zögere, aber nicht weil ich Angst habe, sondern weil ich nicht anders kann. Ich will das Eis bzw. Schweigen brechen, aber wie soll ich das tun. Ich hab doch vorher auch normal mit ihr geredet. Warum geht das jetzt nicht mehr?

Ich schaue auf ihre Hand, dann sagt sie endlich was: „Setz dich zu mir. Das ist zwar keine Bank, aber dafür gemütlicher.“ Endlich spricht sie. Ich schlucke und setze mich schüchtern neben sie. Mir will kein Wort raus kommen. Sie scheint das zu spüren: „Es ist zwar kein Treffpunkt, wie es sein sollte, aber wenigstens können wir uns sehen.“ Sie ist so locker drauf, das kann ich nicht verstehen. Sie nimmt nicht mal ein Blatt vor den Mund: „Klar, das ist ein Hotelzimmer, aber deswegen muss noch lange nicht was passieren.“ Mir ist das sichtlich peinlich, dass ich nichts sagen kann. „Warum sagst du nichts?“, fragt sie. Ich versuche gelassener zu werden. Dazu muss ich ein kleines Stück von ihr weg rutschen und mein Bein mit angewinkelten Knien auf das Bett legen. Mein linker Fuß berührt nur noch den Boden. Nun kann ich sie auch besser ansehen, aber das macht es nicht einfacher. Ich spiele nervös mit den Fingern, spüre wie sie darauf schaut. Aber nicht nur darauf … Auch auf mein Bein. Ich guck sie an, ihr in die Augen, unbemerkt. Doch sie blickt auf. Mir wird warm, ich glaube auch ein wenig rot im Gesicht. Sie lächelt, wir schweigen uns an. Es ist so ganz anders, als damals.

Da war sie gesprächig, jetzt zwar auch, aber nicht mehr so sehr. Sie scheint viel nachgedacht zu haben. Über uns? Jetzt weiß ich endlich, was ich sagen soll: „Du hast mir gefehlt. Jeden Tag musste ich an dich denken. Ich hab mich gefragt, wie es dir wohl geht und ob du mich auch so sehr vermisst, wie ich dich vermisst hab.“ Sie schweigt. War das jetzt zu viel des Guten? Doch dann: „Mir ging es genauso…“ Oh Ria, wie kann ich dir nur sagen, was ich für dich empfinde? Ich will nicht aufdringlich sein, aber ich will sie auch nicht noch einmal gehen lassen. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und nie mehr los lassen.

Plötzlich sagt sie: „Hm…vielleicht wäre es das Beste, wenn wir uns mal woanders treffen.“ Ich schweige. Nein, dieser Moment darf nie vergehen. Ich will noch lange neben ihr sitzen. „Ich..hab Angst, dass du gehst und ich dich nie wieder sehe…“, oh Gott, was hab ich da gesagt. Sie hat dafür eine Lösung: „Ich geb dir am besten meine Handynummer und du rufst mich an, wenn du wieder zu Hause bist.“ Ich bin einverstanden, aber: „Ria, ich möchte jetzt noch nicht gehen. Ich…“ Dann schweige ich wieder. Sie nimmt meine Hand: „Wir sehen uns wieder. Darauf geb ich dir mein Wort.“ Ich nicke, dann verschwindet sie. Na toll, das hast du ja ganz super hingekriegt. Ich geb mir die Schuld daran, dass sie nun weg ist. Ich bleibe noch einen Moment sitzen, dann gehe ich auch.

Unten wartet schon Tom auf mich. Ich beginne zu weinen, er nimmt mich in den Arm. „Tom, ich bin so dumm, so unbeschreiblich dumm! Ich hab sie gehen lassen! Es ist alles meine Schuld!“ Tom streichelt meinen Rücken. Das tut gut, dennoch hilft es nicht viel. Ich steigere mich immer weiter rein und reiß mich sogar von Tom los. „Bill, warte! Ich muss dir noch etwas sagen!“ Ich will nichts hören. Mein Herz tut so weh. Maria, ich liebe dich. Ich will es raus schreien, aber mir kommt kein Wort raus. Ich breche vorm Hotel zusammen. Tom kommt zu mir gelaufen: „Oh Gott.“ Er kniet sich neben mich: Bill, hör mir zu.“ Na gut, aber was soll das noch bringen. „Bevor Maria ging, hat sie mir noch etwas anvertraut.“ Tom zeigt mir einen Schlüssel, mit einem Anhänger, auf dem eine Adresse steht. Ich schaue den Schlüssel an und nehme ihn an mich, dann schaue ich ihn in meiner Hand wieder an. Und ich kann auch wieder aufstehen, Tom hilft mir auf. Wir gehen zum Auto. Ich betrachte die ganze Zeit diesen Anhänger mit der Adresse. Dann sehe ich die Stadt und ich bin verwundert. Oh, auf der Rückseite ist eine Nachricht:

Eine eigene Wohnung ist schon was tolles, aber wenn man alleine ist, macht es auch keinen Spaß, da zu wohnen. Ich möchte Besuch kriegen. Ich halte meine Versprechen! ;-)





Kapitel 8
Ein Rätsel

Was hat das zu bedeuten? Wir fahren zurück nach Hamburg, wo unsere Eltern schon auf uns warten. Sie schauen uns erwartungsvoll an. Ich will jetzt nicht reden, nur allein sein und nachdenken. Tom scheint noch mit ihnen zu sprechen, soll er mal machen. Meine Hand greift in die Hosentasche, da wo ich den Schlüssel hingesteckt hab und hol ihn raus. Dabei laufe ich ins Wohnzimmer und setze mich auf die Couch.

Ich betrachte den Anhänger mit der Nachricht und fitze alles auseinander.
Eine Wohnung…allein…Besuch kriegen…ein Versprechen halten… Sie will Besuch kriegen, das ist ja schon mal klar. Aber hat sie jetzt eine eigene Wohnung? So wie es aussieht. Ein Versprechen… Ich weiß zwar, dass Maria mir etwas versprochen hat, aber ob es das ist. Wir werden uns wieder sehen. Na klar, das muss es sein. Das kann es nur sein. Ja…

Ich schaue noch einen Moment auf die Rückseite des Anhängers auf die Adresse, dann gehe ich raus zu den anderen. Sie schauen mich an, nur Tom fragt: „Was willst du jetzt tun?“ Er scheint es gemerkt zu haben oder weiß er mehr. Ich kann es nicht genau deuten. Ich weiß nicht so recht weiter: „Naja, ich würde sagen, wir bleiben noch ein paar Tage und fliegen dann wieder nach Hause. Aber am liebsten würde ich heute schon nach Hause.“ Tom schaut unsere Eltern an und sie dann mich. Sie scheinen nachzudenken. Ich schaue sie auch an. „Es ist ok“, sagt Mum plötzlich: „Ihr müsst nicht bleiben.“ Sie lächeln. Ich sage nichts und nicke dankend. Dann gehen Tom und ich rein und packen unsere Sachen. Als wir raus kommen, steht schon das Auto bereit. Wir müssen nicht mal ein Taxi nehmen. Unsere Eltern fahren uns zum Flughafen. Wir verabschieden uns von ihnen und steigen in das Flugzeug nach Kansas.

Als das Flugzeug an Höhe gewonnen hat, blendet mich die Sonne. Das macht mich müde und ich schließe meine Augen.

„Ria? Was machst du denn hier?“ Ich schaue sie an. Sie sieht so schön aus in ihrem Rock und dem hautengen Oberteil, mehr als schön. Sie steht im Türrahmen und grinst mich verspielt an. Dann kommt sie auf mich zu. Sie streichelt mein Gesicht, dann meinen Oberkörper. Maria streichelt mich unter meinem Shirt am Bauch. Sie will mir das Shirt ausziehen …

Ich öffne meine Augen und starre in das verdutzte Gesicht von Tom: „Hast du geträumt?“ „Was? Oh, ja…“, ich bin verwirrt. Das war nur ein Traum. „Du wirst aber wieder zur rechten Zeit wach. Wir landen bald“, erklärt mir Tom. Kurz darauf kam auch die Durchsage.

Als das Flugzeug gelandet, wir nach Hause gefahren waren, leg ich mich hin und schlaf sofort ein.

Ich war so müde. An diesem einen Tag war so viel passiert. Nun sitz ich hier und denke nach. Über den vergangenen Tag, über Maria und darüber, wie ich dieses Rätsel von dem Schlüssel endgültig lösen kann. Diese Adresse… Ich nehme mein Handy und wähle Marias Nummer. Es hupt. Ich lasse es lange klingeln. Sie geht nicht ran. Irgendwann lege ich enttäuscht auf. Ich hatte gehofft, mit ihr sprechen zu können, um ihr zu sagen, dass ich das Rätsel gelöst hab.

Das bringt wohl nichts, jetzt zu warten. Ich ziehe mich an, mache mich zurecht und gehe zu Tom. Er scheint schon auf mich gewartet zu haben: „Ich muss mit dir reden.“ Ah ja ok. Ich höre es mir mal an. „Du weißt doch, dieser Schlüssel. Soll ich dir da einen Tipp geben?“ „Nein“, antworte ich: „Ich hab es ja schon gelöst, aber ich konnte Ria nicht erreichen.“ Tom erklärt: „Das liegt daran, dass es noch nicht an der Zeit ist. Du musst noch warten.“ Ich nicke traurig, sage nichts und gehe wieder in mein Zimmer.

Hier sitze ich nun. In Gedanken versunken. In Gedanken an Maria. Wie ich in ihren Armen liege und alles gut ist. Ich versinke wieder in Selbstmitleid. Ich will sie sehen und dieses Mal mich nicht so dumm anstellen. Aber ich hab auch Angst, es geht ihr zu schnell. Am liebsten würd ich sie sofort anrufen oder sehen und ihr sagen, was ich für sie empfinde. Ich halt das nicht mehr aus.

Plötzlich kommt Tom rein: „Sei nicht traurig. Wir unternehmen was. Da vergeht die Zeit schneller.“ Eigentlich hab ich darauf keine Lust, aber er hat Recht. „Und ich weiß sogar schon, was wir machen, aber das geht ernst morgen“, sagt er begeistert. Mir kommt es so vor, als weiß er viel mehr, als ich. Als verschweigt er mir Details. Wie zum Beispiel ein Datum oder so etwas. Wir machen was, aber das geht erst morgen. Das klingt so seltsam. Naja, ich lasse mich mal drauf ein.

Der restliche Tag vergeht schleppend, aber wenigstens vergeht er. Am Abend kann ich kaum einschlafen. Was ist morgen? Irgendwann übermannt mich dann doch die Müdigkeit und ich schlafe ein.

Am Morgen wache ich auf. Tom hat mich geweckt. Noch zeitiger und ich brauch gar nicht mehr schlafen gehen. Das nervt mich ein bisschen, aber ich freue mich auch, dass der neue Tag angebrochen ist. Nach kurzem hin und her stehe ich doch auf und mache mich zurecht. Schneller als sonst. Tom wundert sich, dass ich schon fertig bin. Er fragt: „Hast du den Schlüssel mit der Adresse einstecken?“ Ha, den hab ich immer dabei: „Na klar. Was ist damit?“ „Kannst du mir den geben?“ Ich schaue ihn verwundert an, aber geb ihm den Schlüssel. Er schaut sich den Anhänger an und gibt ihn mir dann wieder: „Ok, danke.“ Hä, ich versteh die Welt nicht mehr. Was sollte das jetzt? Tom geht raus. Ich laufe ihm hinterher. Als ich ihn eingeholt hab, laufen wir noch ein Stückchen. Dann sind wir da.





Kapitel 9
Des Rätsels Lösung

Das ist doch. Das kann nicht sein. Vor dem Eingang stehen Kisten. Sind das Umzugskartons? Ich schaue zu Tom. Er lächelt mich an: „Ich glaub, unsere Hilfe wird gebraucht.“ Langsam wird es mir klar, was hier abgeht. Da kommt plötzlich jemand aus der Eingangstür: „Hey, super, dass ihr da seid. Ich brauch Hilfe.“ Es ist Maria! Tom schnappt sich sofort eine Kiste und geht rein. Maria ruft noch hinterher: „Die Tür steht offen!“ Sie ist so aufgekratzt, das kenn ich von ihr gar nicht. Ich nehme auch eine Kiste und folge Tom. Und ich kann spüren, wie Ria mich ansieht. Ich schweige. Mir ist klar, was es mit dem Rätsel auf sich hat. Maria hat hier eine Wohnung und ich soll sie besuchen.

Aber erst mal schleppe ich hier ihre Kiste die Treppe rauf. Nun erreiche ich auch die offene Tür, da kommt mir Tom auch schon wieder entgegen. Er lächelt und geht weiter. Oben angekommen stelle ich die Kiste neben die anderen und gehe wieder die Treppen runter. Ich konnte flüchtig sehen, dass die Wohnung hell war, kam viel Licht rein. Wir tragen noch ein paar Kisten und dann sind wir fertig. Maria steht unten an der Haustür und bedankt sich: „Ihr habt mir sehr geholfen.“ Wir gehen. Wie? Das war alles? Mehr nicht? Nur dass wir ihr geholfen haben. Naja, wenigstens hab ich Maria mal gesehen. Das ist mir schon viel wert.

Zu Hause angekommen, essen wir erst mal was. Dann gehe ich auf mein Zimmer. Jetzt will ich wirklich mal allein sein und schließe ab. Das war anstrengend, die Kisten zu tragen. Ich schließ meine Augen. Lange liege ich mit geschlossenen Augen auf meinem Bett, aber ich bin wach. Es ist ruhig. Ob Tom da ist oder kurz weg, ich weiß es nicht. Es ist mir grad auch egal.

Bis zum Abend ist nichts mehr passiert. Tom hat Recht. Wenn man den ganzen Tag nichts macht, wird einem langweilig und man denkt nach. Und ich hab nachgedacht. Ich hab überlegt, ob ich Maria wirklich sagen soll, was ich für sie empfinde. Vielleicht empfindet sie nicht das gleiche für mich und ich verliere sie. Aber vielleicht empfindet sie auch das gleiche. Aber werden wir auch Freunde sein, falls unsere Beziehung nicht halten sollte? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Herz sagt mir, dass ich es sagen soll. Mein Verstand sagt, dass es nicht richtig wäre. Aber ich hab mein Leben lang auf den Verstand gehört und das hat mein Leben als Sänger zerstört. Es ist an der Zeit, auf mein Herz zu hören, um glücklich zu werden. Ich hab also einen Entschluss gefasst. Aber da tut sich schon die nächste Frage auf. Wann? Ich will nichts überstürzen, aber auch nicht zu lange warten. Ach, ist das alles kompliziert.

Tom hat Essen gemacht, also gehe ich etwas essen. Danach verkrieche ich mich wieder in mein Zimmer, bis zum nächsten Tag. Ich vermisse Maria und möchte in ihrer Nähe sein. Es ist schon Mittag. Tom hat mich nicht geweckt. Er scheint zu akzeptieren, dass ich allein sein möchte. Am Mittagstisch bin ich ruhig. Es macht mich fertig, nichts von Maria zu hören. Nach dem Essen verkrieche ich mich wieder. Ich liege auf dem Bett und schaue zum Fenster raus. Plötzlich summt mein Handy, das auf dem Nachttisch liegt, und leuchtet auf. Eine sms? Ja. Von Maria! Sie schreibt:

Ich möchte mein Versprechen einlösen. Den Schlüssel hast du. Wir sehen uns dann bei mir ;-)

Ich freu mich so. Schnell, aber ordentlich mache ich mich zurecht. Ich schnappe mir den Schlüssel und mache mich auf den Weg.





Kapitel 10


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